Dunavarsány und Gemmingen - eine besondere Verbindung

Dunavarsány ist die ungarische Partnergemeinde von Gemmingen und liegt ca. 20 km südlich von Budapest. 1999 besuchte die Blaskapelle zusammen mit Vertretern der Gemeindeverwaltung erstmals den beschaulichen Ort mit seinen überwältigend gastfreundlichen Bewohnern. Seit dieser Zeit standen etliche Besuche und Gegenbesuche auf dem Programm und es haben sich tiefe Freundschaften entwickelt.

Mehr hierzu von unserem Posaunisten Raffaele Guagliano, der bisher kein Treffen zwischen den Partnergemeinden verpasste:

 

Zeit vergeht schneller als man denkt... Das ist nichts Neues und das weiß auch jeder. Es sind mittlerweile über 10 Jahre ins Land gezogen und wir feiern das 50ste Jubiläumsjahr der Blaskapelle Gemmingen. Es sind  Musikerinnen und Musiker gekommen und gegangen, aber der feste Stamm ist tief verwurzelt in dieser aktiven Gemeinschaft. Die Intensität der Beziehung zur Partnergemeinde legte sich ein wenig und wir fahren auch nicht mehr jedes Jahr hin. Aber man kennt das, alles lässt eben nach, wenn man es durch und durch kennt, na ja wie in einer guten Ehe. Auch beim gefühlten hundertsten Besuch von Budapest (manche können sogar fremden Touristen beim Aufsuchen von Straßen helfen), hat sich baulich nicht so viel verändert.

Der Besuch von Budapest stand trotzdem jedes Mal auf dem Programm und war auch jedes Mal für mich ein besonderes Erlebnis. Denken wir nur mal an unsere Bimmelbahnfahrt auf der Elisabetheninsel, die Donauschifffahrt oder den Zoobesuch in der Landeshauptstadt. Und nachts seinen Blick über diese wunderschöne Stadt schweifen zu lassen – das muss man mal erlebt haben!

Was beim letzten Besuch neu hinzu kam, war der Besuch einer abendlichen Open-Air-Veranstaltung, welche mir amüsant in Erinnerung ist, wobei man die Texte auf ungarisch einfach nicht versteht (das passiert bei englisch auch). Und noch etwas bleibt unvergessen aber hoffentlich einmalig: Eine unserer Musikerinnen musste mit Verdacht auf Blinddarmentzündung wegen starker Schmerzen ins Krankenhaus.

 

Glücklicherweise stellte sich dies als unbegründet heraus, und nach einer langen, aufregenden Nacht mit wildesten Spekulationen und abenteuerlichem Sprachgewirr im Krankenhaus konnte schließlich zu später – oder besser früher – Stunde die ganze Truppe den wohlverdienten Schlaf genießen.

Auch an einen Schulbesuch in der örtlichen Schule kann ich mich sehr gut erinnern und muss dabei jedes Mal schmunzeln. Angefangen hat alles typisch ungarisch. Wir sahen eine Tanzveranstaltung mit Tüchern, welche sehr schön anzusehen war. Anschließend konnten wir verschiedene Klassen besuchen und den Unterricht ein wenig kennen lernen. Unsere Gruppe entschied sich für den Deutschunterricht. Die Lehrerin stellte uns den Schülern vor und bat uns, einen Satz auf deutsch an die Tafel zu schreiben.

Jochen Romig zögerte nicht lange, ergriff die Kreide und zauberte den Satz „Kennt Ihr schon die Fahrschule Romig?“ an die ungarische Tafel. Dieser deutsche Satz wurde dann einstudiert.


Nach wenigen Minuten sprangen alle Schülerinnen und Schüler auf und sprachen die Wörter mit lautstarker Stimme nach. Es klang schon fast wie eine kommunistische Parole. Ich höre diesen Satz heute noch nach vielen Jahren in mir.

 

Was gibt es noch alles zu berichten aus den letzten zehn Jahren? Ach ja, Lászlò Tiefenbeck, Chef der donauschwäbischen Volkstanzgruppe, unser aller Freund und Übersetzer und passionierter Jäger hat uns zum Tontaubenschießen mitgenommen, fernab jeglicher Kontrollen über Munition und Waffenbesitz.

Mitten in der ungarischen Prärie sammelten sich ein paar Einheimische und übten sich in der Disziplin des Tontaubenschießens. Ich, als alter Hauptgefreiter, dachte, na ja wird ja nicht so schwer sein. Mit meinem G3 (Gewehr der Bundeswehr) traf ich ja auch nicht schlecht. Falsch gedacht, hier gab es keine Kimme und kein Korn (höchstens zum Trinken). Man musste ein paar Grundregeln beherrschen, welche mir zwar suspekt vorkamen, aber wohl bei denen, die sie anwandten, funktionierten. Ich traf trotzdem nichts.

Es waren in den letzten Jahren etliche Ausflüge in die herrlichen Landschaften Ungarns. Da wären zu erwähnen: eine tolle Bootsfahrt in Ruderbooten auf einem Seitenarm der Donau oder der Ausflug auf einen Pferdehof in die Puszta (natürlich mit Kutschfahrt).


Ebenfalls in Erinnerung bleiben mir die Besichtigung von Freilichtmuseen und Burgen, Weinproben in uralten Gewölbekellern und natürlich auch Weinproben in guten Weinlokalen.

 

Es ist einfach nicht möglich, alles Schöne hier niederzuschreiben; was aber nicht vergessen werden darf, war die schöne Zeit am Plattensee. Übernachten in einer alten kommunistischen Freizeitanlage, geschaffen für das arbeitende Volk, inklusive einer Überfahrt auf dem bekanntesten See Ungarns. Na, Appetit bekommen? Dann einfach mal mitfahren...

Alles in allem gesagt, wir fuhren und fahren nach Dunavarsány und beleben damit die Verbundenheit von zwei Gemeinden inklusive ihrer unterschiedlichen Kulturen. Gebucht wird immer all inclusive, welches bedeutet: nette Unterhaltungen, tanzen bis die Beine schmerzen, allerfeinstes Gulaschessen und natürlich nicht zu wenig Sör (Bier) und Pálinka (Schnaps), trinken und eines darf nicht vergessen werden - allerfeinste Blasmusik, überall! Wir begeisterten in den vergangenen Jahren Menschen auf Autobahnparkplätzen und Bühnen, in Fußgängerzonen, bei Weinproben,   bei Pausen oder einfach mal so.

Es bestehen weiterhin noch Träume für die Fahrt nach Dunavarsány (welche sicherlich noch in Erfüllung gehen werden). Da ist zu nennen: einmal den Besuch mit Übernachtung des auf dem Weg liegenden Neusiedler Sees, auch an Wien fahren wir jedes Mal vorbei, eine Übernachtung in Budapest mit nicht endendem Abendprogramm oder mal mit dem Motorrad in unsere Partnergemeinde reisen. Es gibt also noch viel zu tun, packen wir es an.